Wann ist Musiktherapie geeignet?
Grundsätzlich eignet sich Musiktherapie, wie andere psychotherapeutische Formen, für Menschen, die reflektieren und sich weiterentwickeln wollen. Hinzu kommt eine Bereitschaft, sich von Musik berühren- und auf spielerische Experimente einzulassen. Wer das Gefühl hat, dass die eigenen kreativen, sinnlichen Kanäle zugeschüttet sind und wieder einen Zugang finden möchte, kann ebenfalls von Musiktherapie profitieren
Wie läuft eine Sitzung ab?
In den meisten Fällen starten wir mit einem Gespräch, nehmen Bezug auf die vorangegangene Sitzung oder auf aktuelle Ereignisse. Im therapeutischen Teil wechseln wir zwischen musikalischem Spiel und reflektierendem Gespräch.
Wie lange dauert eine Therapie?
Das ist sehr unterschiedlich. Für manche Anliegen reichen ein paar wenige Sitzungen. Um der nachhaltigen Veränderung genügend Zeit einzuräumen, kann eine Therapie aber auch ein bis zwei Jahre dauern. Meistens ist der Therapierhythmus am Anfang wöchentlich und dünnt sich dann aus.
Wird Musik nur angehört oder auch gespielt?
Im Laufe einer längeren Therapie finden oft viele verschiedene Arten der musikalischen Begegnung statt. Den Klient*innen steht eine grosse Anzahl unterschiedlichster Instrumente zum eigenen Spiel zur Verfügung. Manchmal spielt die Therapeutin für die Klient*in (rezeptive Musiktherapie), meistens jedoch wird gemeinsam gespielt. Königsdisziplin ist die freie Improvisation. Musik wird dann gehört, wenn es in der biographischen Arbeit wichtig ist, respektive sich als Zugang zu Gefühlen hilfreich erweist. Daneben gibt es unzählige andere Möglichkeiten wie Songwriting, imaginatives Erleben etc., um nur einige wenige zu nennen.
Muss ich musikalische Vorkenntnisse haben?
Für Musiktherapie sind keinerlei musikalische Vorkenntnisse notwendig, lediglich ein Interesse am Hören und Klänge erleben.
Ich bin Profi-Musiker:in, ist das ein Hindernis?
Überhaupt nicht. Meistens empfehle ich, zu Beginn der Therapie eher nicht auf dem Hauptinstrument zu spielen, um einen möglichst unbesetzten Zugang zur therapeutischen Musik zu finden. Mit der Zeit wird aber meistens auch das Hauptinstrument wichtig. Immer wieder gibt es Profis, die eine zwiespältige Beziehung zu Instrument, Bühne, ja zur Musik an sich haben. Eine Ausbildung mit sehr hohen Anforderungen, ein Arbeitsfeld aus Konkurrenz und gleichzeitige intimer Selbstoffenbarung kann toxisch sein. In diesem Fall kann Musiktherapie helfen, Ängste zu erkennen, negative Denkmuster aufzudecken und zu einer unbeschwerten Spielfreude zurückzufinden.
Ist Musiktherapie wissenschaftlich belegt?
Ja. Die Beforschung des noch jungen Feldes ist in vollem Gange. Vor allem aus dem Bereich der Neurowissenschaften gibt es mehr und mehr evidenzbasierte Studien, die die Wirksamkeit von Musiktherapie deutlich aufzeigen. In Zürich konnte zum Beispiel Dr. Friedericke Haslbeck (Universitätsspital) mit Forschung im neonatologischen Bereich internationale Forschungspreise entgegennehmen. Musiktherapie hat demzufolge wirklich nichts am Hut mit Zauberklang Scharlatanerie.
Deckt die Krankenkasse die Kosten?
Die meisten Zusatzversicherungen beteiligen sich an den Kosten. Erkundigen sie sich im Vorfeld bei ihrer Krankenkasse. Ich bin EMR-zertifiziert. EMR (Erfahrungsmedizinisches Register) ist für viele Krankenkassen ein obligatorisches Gütesiegel, um sich an den Kosten zu beteiligen.
Wann ist Musiktherapie ungeeignet?
Wer unverarbeitete traumatische Erlebnisse hat, bei denen Klang, Geräusch, Musik eine Rolle gespielt haben, sollte nicht an einer musiktherapeutischen Gruppentherapie teilnehmen, da die Gefahr zur Retraumatisierung gross ist. Im Einzelsetting ist trauma-integrierende Musiktherapie jedoch möglich (nach Absprache).
Ich bin geräuschempfindlich…?
Das ist kein Hindernis für Musiktherapie. Gerade bei Störungen im auditiven Bereich, wie zum Beispiel Tinnitus, kann Musiktherapie Unterstützung bieten. Um die Therapie den speziellen Bedürfnissen optimal anpassen zu können, empfiehlt sich in diesem Fall ein Einzelsetting.